Frankfurt Jetzt ist es amtlich: Knapp drei Monate nach dem Gang an die Börse wird der Sportwagenbauer Porsche in den Dax aufsteigen. Das hat die Deutsche Börse am späten Montagabend im Zuge ihrer quartalsmäßigen Indexüberprüfung bekannt gegeben. Weichen muss dafür der Sportartikelhersteller Puma. Er wird nach der Indexumstellung am 19. Dezember im MDax der 50 größten Nebenwerte notieren.
Da sich der Platz in einem Index nach dem Börsenwert der frei gehandelten Aktien richtet, galt Porsche von vornherein als Dax-Kandidat. Die Aktie hat seit dem Börsengang rund 30 Prozent auf rund 107 Euro zugelegt – daher war Porsche der Dax-Platz nicht mehr zu nehmen.
Lesen Sie jetzt, welche Aktien in die deutschen Indizes aufrücken, wer seinen Platz räumen muss und welche Chancen Analysten der Porsche-Aktie einräumen.
Top-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Porsche-Aktie überholt Porsche Holding und Mutter VW
Der Name Porsche findet sich künftig nun zweimal im Dax. Die Porsche Holding, in der die Familien Piech und Porsche ihre Anteile am Mutterkonzern VW und der Porsche AG gebündelt haben, stieg im September vergangenen Jahres in den um zehn auf 40 Unternehmen erweiterten Dax auf. VW ist Dax-Gründungsmitglied.
Seit dem Börsengang hat die Aktie des Sportwagenbauers Porsche die der Porsche Holding und die von VW deutlich überholt. Die Aktie der Porsche Holding gab seit Ende September leicht nach, die von VW gewann rund neun Prozent und damit weniger als der Dax. Nun sehen Analysten bei Aktien der Porsche AG aber nicht mehr viel Potenzial.
Weniger als die Hälfte der Analysten rät zum Kauf der Porsche-Aktie
Weniger als die Hälfte der Banken, die Porsche covern, rät zum Kauf, und das durchschnittliche Kursziel für die Porsche-Aktie liegt auf dem aktuellen Niveau. Besonders skeptisch ist das Analysehaus Bernstein Research, das die Aktie inzwischen für teuer hält. „Gemessen am Kurs müsse alles perfekt funktionieren“, meint Analyst Daniel Roeska. Im neuen Jahr dürfte aber zyklischer Gegenwind die Gewinne von Porsche dämpfen. Daher rät Roeska mit einem Kursziel von 85 Euro zum Verkauf der Aktie.
Deutlich optimistischer ist Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Er geht davon aus, dass die Porsche-Aktie in zwölf Monaten 130 Euro kosten wird. Der Sportwagenbauer böte „eine seltene Kombination aus starkem industriellem Kerngeschäft mit vielen Vorzügen eines Luxuskonzerns“. Mit dem Automodell Taycan habe Porsche zudem bewiesen, dass es mit dem Wandel ins Elektrozeitalter gut klarkomme.
Für Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke, ist der „schnelle, direkte Einstieg in den Dax“ ein Zeichen dafür, dass das Geschäftsmodell „selbst in einem herausfordernden Umfeld robust und für Anleger attraktiv“ ist. Außerdem überzeuge das Unternehmen mit seiner „Definition des modernen Luxus, der auf Nachhaltigkeit setzt und soziale Verantwortung übernimmt“.
Verbio-Aktie steigt in den MDax auf
Auch den MDax der 50 größten deutschen Nebenwerte hat die Deutsche Börse neu zusammengestellt. Der Biokraftstoffhersteller Verbio Vereinigte Bioenergie steigt auf und verdrängt die Deutsche-Wohnen-Aktie. Der Kurs der zuvor stark gestiegenen Verbio-Aktie hatte sich zwar von April bis Juni halbiert, seither ist die Aktie aber wieder durchgestartet. Unter dem Strich hat sie seit Jahresanfang mehr als 20 Prozent gewonnen.
Die Aktie der Deutsche Wohnen leidet hingegen wie viele Immobilienkonzerne unter dem Zinsanstieg. Bis November vergangenen Jahres gehörte das Unternehmen sogar zum Dax. Durch die mehrheitliche Übernahme durch Vonovia verringerte sich aber der Streubesitz so deutlich, dass die Deutsche Wohnen den Dax außerplanmäßig verlassen musste. Jetzt sorgt der weitere Kursverfall für den Abstieg in den SDax, in dem 70 sogenannte Small Caps notiert sind. Das sind Unternehmen mit einem Börsenwert im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich.
>> Lesen Sie hier: Diese Zahlen zeigen, wieso der deutsche Immobilienmarkt als riskant gilt
Aus dem MDax in den SDax steigt zudem die Aktie des Batterieherstellers Varta ab. Sie muss Platz für den Dax-Absteiger Puma machen.
Die Varta-Aktie ist seit Januar um rund 75 Prozent eingebrochen. Damit ist sie die schwächste Aktie im MDax. Seine Gewinnprognose musste der Batteriehersteller bereits zweimal senken. Die hohen Rohstoff- und Energiepreise machen den Baden-Württembergern besonders zu schaffen.
Elmos-Semiconductor-Aktie und Adva Optical-Aktie kommen neu in den SDax
Aufsteiger in den SDax sind die Aktien des Halbleiterherstellers Elmos Semiconductor und des Netzwerkausrüsters Adva Optical Networking. Die Elmos-Aktie ist zwar in der ersten Jahreshälfte deutlich eingebrochen, ebenso wie viele andere Technologiewerte. Seit Ende September hat sie im Zuge der Erholung aber mehr als 60 Prozent zugelegt und mit in der Spitze über 63 Euro ein Allzeithoch erreicht. Dass die Bundesregierung den Verkauf eines Halbleiterwerks von Elmos Semiconductor an eine Tochter der chinesischen Sai Microelectronics untersagte, um die kritische Infrastruktur in Deutschland zu schützen, belastete die Aktie Anfang November nur kurz.
Adva Optical gehört inzwischen mehrheitlich dem US-Glasfaserspezialisten Adtran Holdings. Adtran hatte den Adva-Aktionären 0,8244 Euro eigene Anteile angeboten. Das deutsche Unternehmen wurde damit bei der Ankündigung des Gebots Ende August mit 17,17 Euro je Aktie bewertet. Die getauschten Adva-Aktien stiegen seither jedoch weiter und kosten inzwischen fast 21 Euro.
Platz machen für Elmos Semiconductor und Adva Optical müssen im SDax die Aktien des Immobilienentwicklers Instone Real Estate und des Spezialpharmaunternehmens Medios. Sie werden sich sich ab 19. Dezember in keinem Index mehr finden. Das gilt auch für die seit Januar um rund 70 Prozent abgestürzte Aktie des Online-Modehändlers About You. Sie muss im SDax für den MDax-Absteiger Varta weichen und notiert dann ebenfalls in keinem Index mehr.
Im TecDax ändert sich nichts
Im TecDax der 30 größten deutschen Technologiewerte gibt es dieses Mal keine Änderungen. Die nächste Indexüberprüfung findet am 3. März statt. Dann könnte es mehr Wechsel geben. Der Grund: Bei den Überprüfungen im März und September sind die Auf- und Abstiegshürden niedriger als im Dezember und im Juni.
Im Dax zum Beispiel reicht es im März und September für einen Aufstieg, wenn der Börsenwert der frei handelbaren Aktien eines Unternehmen auf Rang 40 der rund 240 Unternehmen liegt, die sich prinzipiell für die Aufnahme in einen Index eignen. Im Dezember und im Juni kommen dagegen nur die Unternehmen in den Dax, die sich besonders gut entwickelt haben und mindestens auf Rang 33 dieser Rangliste hochgerutscht sind. Porsche schaffte diesen Aufstieg mit dem Sprung auf Rang 25 locker.
Aus dem Dax absteigen muss ein Unternehmen im Dezember und Juni erst ab Platz 61 auf der Rangliste. So schlecht war zuletzt kein Dax-Wert. Im März und September fallen Unternehmen jedoch schon ab Rang 54 aus dem Dax. Das gilt allerdings nur, wenn es auf der anderen Seite ein Unternehmen gibt, das als Aufsteiger mindestens auf Platz 47 der Rangliste notiert.
Mehr: Porsche vor dem Aufstieg – Der Dax wird immer familiärer
Lesen Sie hier den vollständigen Artikel.