Zürich Der Preis für Uran hat den höchsten Stand seit zwölf Jahren erreicht: Der für die Stromproduktion in Atomkraftwerken benötigte Rohstoff notierte am Freitag bei rund 62 Dollar pro Pfund, wie Daten des Finanzdienstes Bloomberg auf Basis des Datenanbieters UxC zeigen. Das ist der höchste Stand in der bis 2017 zurückreichenden Zeitreihe – und der höchste Preis seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011, wie Medien unter Berufung auf weitere UxC-Daten berichten.
Allein seit Anfang August hat sich Uranerz um zehn Prozent verteuert, im Zeitraum der vergangenen zwölf Monate sind es mehr als 20 Prozent. Beobachter verweisen als Begründung auf geopolitische Unsicherheiten, die besonders das Uran-Angebot in Europa gefährden. Analyst Richard Hatch von Berenberg schreibt in einer kürzlich veröffentlichten Studie: „Das Angebot ist knapp und die Nachfrage steigt weiter.“
Anfang August stürzte das Militär die demokratische Regierung in Niger, einem der weltgrößten Uran-Produzenten, der traditionell besonders für französische Kernkraftwerke von Bedeutung ist. Erst vergangene Woche hatte der französische Uranverarbeiter Orano seine Produktion in Niger gestoppt. Das afrikanische Land verfügt Daten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zufolge über fünf Prozent der weltweit wirtschaftlich abbaubaren Uranerzvorkommen.
Europa ist weiterhin auf russisches Uran angewiesen
Die größten Vorkommen lagern in Australien, Kasachstan und Kanada. Dennoch sind sowohl Europa als auch die USA auf Uranimporte aus Russland angewiesen.
Mit acht Prozent der weltweiten Reserven ist Russland ebenfalls ein mächtiger Spieler am Uranmarkt. Den russischen Staatskonzern Rosatom hat der Westen in seinen Sanktionspaketen als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine bisher ausgespart.
Denn der EU-Kommission zufolge bezog Europa auch nach dem Kriegsbeginn rund 20 Prozent seines Urans aus Russland und weitere 20 Prozent aus Kasachstan. Euratom zufolge können europaweit 18 Atomkraftwerke aus technischen Gründen ausschließlich mit Uran aus russischer Produktion betrieben werden, etwa in Tschechien und Ungarn.
Die USA und Europa versuchen, die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren und setzen zunehmen auf Mexiko, wie Bloomberg kürzlich berichtete. Doch gleichzeitig baut China im großen Stil Atomkraftwerke.
Innerhalb der kommenden 15 Jahre will China 45 Atomreaktoren ans Netz bringen. Russland plant 25 Reaktoren, Indien zwölf. Doch der Bau neuer Minen hält mit dem Abbau nicht Schritt. Von diesem Trend profitierten zuletzt auch die Aktien von Uranproduzenten.
Die Aktie des US-Konzerns Cameco legte in den vergangenen zwölf Monaten um 38 Prozent zu. Die Papiere des kanadischen Konkurrenten Nextgen Energy kletterten im selben Zeitraum um 44 Prozent. Und ein Ende der Uran-Rally ist laut den Experten von Berenberg vorerst nicht in Sicht.
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