Ein Großprotest gegen den umweltgefährdenden Bergbau fand in Belgrad statt, bei dem Zehntausende Menschen gegen den geplanten Lithiumabbau in Serbien demonstrierten. Die Demonstranten besetzten zwei Bahnhöfe in der serbischen Hauptstadt und wurden von der Polizei festgenommen. Staatspräsident Aleksandar Vucic verurteilte die Proteste, zeigte jedoch Gesprächsbereitschaft und schlug ein mögliches Referendum über das Lithium-Projekt vor.
Serbien hatte im Juli eine Absichtserklärung mit der EU unterzeichnet, um eine umweltverträgliche Förderung von Lithium im Jadar-Tal zu ermöglichen. Der Rohstoff ist für die Herstellung von Elektroautos wichtig. Die Regierung hatte zuvor die Lithium-Förderung vorläufig gestoppt, wurde aber aufgrund des Drucks von Umweltschützern erneut aufgenommen. Präsident Vucic will mit den Anwohnern der geplanten Mine sprechen und schließt ein mögliches Referendum über das Thema nicht aus.
Die Proteste führten zu zahlreichen Festnahmen, darunter Verdächtige von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten sowie Ausländer, die an der Demonstration teilgenommen hatten. Die Polizei schätzte die Anzahl der Demonstranten auf Tausende, während unabhängige Beobachter von rund 40.000 Protestlern sprachen. Die Organisatoren kündigten weitere Verkehrsblockaden in der kommenden Woche an, um gegen das Lithium-Projekt zu protestieren.
Deutschland und die EU wollen mit dem Lithium-Abbau in Serbien vor allem die Abhängigkeit von China reduzieren, das einen großen Teil des Lithiumabbaus kontrolliert. Serbien ist offizieller EU-Beitrittskandidat und unterhält enge Beziehungen zu Russland. Umweltschützer kritisieren den Lithium-Bergbau aufgrund der Verschmutzung des Grundwassers mit Schwermetallen und der Gefahr für die Trinkwasserversorgung der Anwohner.
Die Proteste gegen das Lithium-Projekt in Serbien haben in den letzten Tagen in mehr als 40 Städten stattgefunden, und es werden weitere Blockaden angekündigt. Die Schauspielerin Jelena Stupljanin betonte bei der Protestkundgebung in Belgrad die Bedeutung des Umweltschutzes und hinterfragte, ob es patriotisch sei, multinationalen Unternehmen zu helfen oder für saubere Luft und Wasser zu kämpfen, die alle in Serbien ernähren. Der australische Bergbaugigant Rio Tinto zeigt seit Jahren Interesse am Lithium-Projekt in Serbien.