Ein Großprotest gegen den umweltgefährdenden Bergbau fand in Belgrad statt, bei dem Zehntausende Menschen gegen den geplanten Lithiumabbau in Serbien demonstrierten. Die Demonstranten besetzten zwei Bahnhöfe in der Hauptstadt, was zur Festnahme von 19 Personen führte. Staatspräsident Aleksandar Vucic äußerte sich zu den Bahnhofsblockaden und signalisierte Gesprächsbereitschaft sowie die Möglichkeit eines Referendums über das Lithium-Projekt. Serbien hatte im Juli eine Absichtserklärung mit der EU unterzeichnet, um eine umweltverträgliche Förderung von Lithium im Jadar-Tal zu ermöglichen.
Das westserbische Jadar-Tal beherbergt das größte Lithium-Vorkommen Europas, das für die Herstellung von Elektroautos essentiell ist. Die Entscheidung Belgrads für die Lithium-Förderung stieß bereits in der Vergangenheit auf Kontroversen, wobei Umweltschützer die negativen Auswirkungen auf Mensch und Natur betonten. Vucic reagierte auf die Proteste und betonte die Bedeutung des Dialogs mit den Bürgern, jedoch verurteilte er die Bahnhofsbesetzung als undemokratisch. Innenminister Ivica Dacic gab an, dass während der Protestnacht mehrere Personen festgenommen wurden und die Demonstrierenden auf etwa 24.000 bis 27.000 geschätzt wurden.
Die Demonstrationen gegen das Lithium-Projekt wurden in über 40 serbischen Städten fortgesetzt, wobei weitere Verkehrsblockaden angekündigt wurden. Deutschland und die EU streben an, mit dem Lithium-Abbau in Serbien die Abhängigkeit von China zu verringern, da China einen Großteil des weltweiten Lithiumabbaus kontrolliert. Serbien, als offizieller EU-Beitrittskandidat, pflegt auch enge Beziehungen zu Russland. Kritik an dem Lithium-Bergbau richtet sich hauptsächlich auf die potenzielle Verunreinigung des Grundwassers mit Schwermetallen, die eine Bedrohung für die Trinkwasserversorgung darstellt.
Die Schauspielerin Jelena Stupljanin betonte bei den Protesten die Bedeutung des Umweltschutzes und stellte die Frage, ob es patriotisch sei, einem multinationalen Unternehmen zu helfen oder sich für saubere Luft, Land und Wasser zu engagieren. Der australische Bergbaugigant Rio Tinto zeigt bereits seit Jahren Interesse am Lithium-Projekt in Serbien. Die EU und Deutschland versuchen, die Lithium-Abhängigkeit von China zu reduzieren und die Förderung in Serbien voranzutreiben. Die Proteste gegen das Projekt setzen sich fort, während die Diskussion um Umweltbelange und wirtschaftliche Interessen weitergeht.