Die Finanzkrise hat vier Megatrends im makroökonomischen Umfeld verstärkt: De-Globalisierung, De-Liberalisierung, De-Demokratisierung und De-Monetarisierung. Diese Trends wurden durch den Ukraine-Krieg noch weiter verstärkt. Werner Krämer, Geschäftsführer und Senior Economic Analyst bei Lazard Asset Management Deutschland, erklärt, dass diese Trends viele politische und wirtschaftliche Entwicklungen der letzten zehn Jahre erklären.
Die De-Globalisierung führt dazu, dass sich Unternehmen und Staaten aus Billiglohnländern zurückziehen und Lösungen in der Nähe suchen. Dies führt zu einer Re-Regionalisierung der Industrie. Deutschland, Großbritannien, Österreich, Schweden und andere Länder, die auf Billigproduktion in China oder Fernost gesetzt haben, gehören zu den Verlierern dieser Entwicklung. Auch die De-Liberalisierung, bei der ein starker Staat zurückkehrt oder gefordert wird, ist ein Trend, den Krämer beobachtet.
Der Trend zur De-Demokratisierung zeigt sich in einer zunehmenden Schwäche der Demokratien rund um den Globus. Krämer stellt fest, dass viele Länder zu den politischen Rändern tendieren. Auch in Frankreich sieht er Tendenzen zur De-Demokratisierung, was zu einer Blockade des Landes führen könnte. Die De-Monetarisierung, also der Rückzug der Notenbanken, wird ebenfalls diskutiert. Die Zentralbanken werden vorsichtiger agieren und weniger Geld in die Märkte pumpen.
Viele Assetklassen leiden unter dem Status quo, vor allem US Big Tech konnte sich seit der Finanzkrise positiv entwickeln. Krämer erwartet jedoch eine Umkehrung dieser Entwicklung und empfiehlt daher eine konträre Aufstellung. Small Caps und Wandelanleihen könnten in Zukunft profitieren, da sie aktuell hinter den großen Werten zurückhinken. Es wird darauf gewartet, dass Anleger wieder in den Markt zurückkehren, um die Underperformance der letzten Jahre aufzuholen und das Potenzial auszuschöpfen.