Der US-Notenbankpräsident Jerome Powell äußerte bereits im Dezember 2023 leise Hoffnungen auf Leitzinssenkungen, die bislang jedoch noch nicht eingetreten sind. Die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten haben zu zeitweisen heftigen Verlusten am US-Aktienmarkt geführt und Rezessionssorgen verstärkt. Die Frage ist nun, wie die Federal Reserve Bank (Fed) reagieren wird und ob mit sinkenden US-Zinsen zu rechnen ist. Powell hat kürzlich das duale Mandat der Notenbank in den Fokus gerückt und betont, dass die Risiken für die Erreichung der Beschäftigungs- und Inflationsziele in ein besseres Gleichgewicht geraten.
Notenbanker äußern sich oft kryptisch, aber es ist bemerkenswert, dass der Fokus der US-Geldpolitik auf zu hohen Inflationsraten allmählich nachlässt und die Stabilität des Arbeitsmarktes an Bedeutung gewinnt. Der US-Arbeitsmarkt wird derzeit als stark, aber nicht überhitzt, eingeschätzt. Eine leichte Abkühlung des Arbeitsmarktes wird als erwünscht betrachtet, um die Inflationsziele zu erreichen. Die US-Stundenlöhne sind im Juli leicht gesunken, was die Zielerreichung unterstützt. Die hohe Arbeitsmarktpartizipation der 25- bis 54-Jährigen deutet auf ein gutes Angebot an Arbeitskräften hin.
Die US-Inflation ist im Juni auf 2,5 Prozent gesunken und stagniert seitdem auf diesem Niveau. Die abnehmende Dynamik bei der Lohnentwicklung könnte in den kommenden Quartalen zu einer nachhaltigen Inflationszielerreichung beitragen. Angesichts der gesunkenen Inflationsraten und der abkühlenden Arbeitsmarktentwicklung hat die US-Notenbank nun den Spielraum, ihre Schwerpunktsetzung neu zu kalibrieren und sowohl das Inflations- als auch das Beschäftigungsziel im Blick zu behalten.
Es wird jedoch kein grundlegender Richtungswechsel erwartet, sondern eher behutsame erste Zinssenkungen aufgrund der aktuellen Entwicklungen am Arbeitsmarkt. Eine mögliche US-Rezession erscheint derzeit vor allem als mediales Schreckgespenst, dessen Eintrittszeitpunkt bereits mehrfach in die Zukunft verschoben wurde. Eine restriktive Geldpolitik könnte möglicherweise mit weiteren Erfolgen bei der Inflationsbekämpfung oder einer stärkeren Abkühlung der Wirtschaft einhergehen. Insgesamt bleibt die weitere Entwicklung der US-Geldpolitik abzuwarten, um genaue Vorhersagen zu treffen.