KI-Algorithmen verbrauchen zunehmend mehr Strom, was zu moralischen Bewertungen führt, die Unternehmen als böse kennzeichnen, wenn sie viel Energie verbrauchen, und als gut, wenn sie energiesparend sind. Allerdings werden wichtige Details oft übersehen, insbesondere in Bezug auf Treibhausgasbilanzen. Schlagzeilen wie „KI ließ Googles CO2-Ausstoß um 50% steigen“ sorgen für Empörung über Unternehmen, die ihre Klimaziele verfehlen. Trotzdem sind die Ursachen komplexer, als es auf den ersten Blick scheint.
Der Anstieg des Energieverbrauchs bei Unternehmen wie Google und Microsoft wird nicht allein durch KI verursacht, sondern auch durch Faktoren wie den Umzug von Daten in die globale Google-Cloud und die Nutzung ineffizienterer Server. Unternehmen veröffentlichen Schätzungen zum Stromverbrauch ihrer Cloud im Vergleich zu traditionellen Servern, aber keine globalen Bilanzen, die Verschiebungen von CO2-Emissionen zeigen. Die Methodik zur Berechnung von Treibhausgasemissionen beruht auf verschiedenen Annahmen und Hochrechnungen, was zu unterschiedlichen Ergebnissen führt.
Unternehmen wie Google kaufen erneuerbare Energiezertifikate in Regionen, in denen sie Schwierigkeiten haben, erneuerbare Energie direkt zu beziehen. Diese Zertifikate dienen dazu, den Ausbau erneuerbarer Energiekapazitäten zu fördern, aber die Höhe der Emissionen hängt auch von technischen Details und Definitionen ab. Treibhausgasbilanzen umfassen drei Kategorien: Scope 1 für direkte Emissionen, Scope 2 für Stromverbrauch und Scope 3 für indirekte Emissionen. Die Ambition von Unternehmen wie Google, ihre Reduktionsziele auf alle drei Scopes zu beziehen, zeigt ein hohes Niveau an Nachhaltigkeitsengagement.
Die Entwicklung des CO2-Ausstoßes von Unternehmen wird oft an einem Basisjahr gemessen, wie es Google mit dem Ziel einer 50-prozentigen Reduktion bis 2030 im Vergleich zu 2019 getan hat. Bei einem vorangegangenen Wachstum ist die Reduktion schwieriger zu erreichen. Bei Google sind vor allem die Scope-2-Emissionen gestiegen, die durch den Stromverbrauch bei Versorgern entstehen. Diese Problematik zeigt, dass die Ursachen für den Anstieg des CO2-Ausstoßes von Unternehmen vielschichtiger sind als es die Schlagzeilen vermitteln.