Nach wochenlangen Protesten ist Bangladeschs Regierungschefin Scheich Hasina zurückgetreten und aus dem Land nach Indien ausgereist. Die Situation im Land ist geprägt von einem Gefühl der Freude bei den Menschen, die den Rücktritt als Sieg des Volkes feiern. Trotz der schweren Gewalt und zahlreichen Toten ist es gelungen, die Regierung zu zwingen, zurückzutreten. Die Protestbewegung richtete sich gegen die Wiedereinführung einer Quotenregelung im öffentlichen Dienst, die von vielen als Symbol für die Klüngelwirtschaft einer kleinen Elite angesehen wird. Auch die steigenden Lebenshaltungskosten und die Jobkrise trugen zu den Protesten bei.
Die Awami-Liga und Scheich Hasina hatten bereits vor den Protesten an gesellschaftlichem Rückhalt verloren. Die Regierung setzte auf massive Repression, um die Wahlen zu gewinnen. Die Protestbewegung weitete sich zu einem breiten Volksaufstand aus, der zur Forderung nach dem Rücktritt von Hasina führte. Das Militär spielte eine Schlüsselrolle beim Rücktritt, indem es die Evakuierung von Hasina ermöglichte und so ein weiteres Blutbad verhinderte. Die alte Ordnung ist zusammengebrochen, und ein politischer Übergang gestaltet sich schwierig. Die Straße darf nicht den Gewalttätern überlassen werden, und es muss ein juristischer Aufarbeitungsprozess der Gewalt eingeleitet werden.
Verschiedene Machtzentren ringen um Einfluss in Bangladesch, darunter Studentenvertreter, die größte Oppositionspartei BNP und die islamistische Jamaat. Auch Vertreter der Awami-Liga und Loyalisten der alten Regierung im Militär versuchen Einfluss zu gewinnen. Indien reagiert besorgt auf den Sturz der Regierung in Bangladesch und setzt darauf, Sicherheitsgarantien zu erhalten und politischen Einfluss auszuüben. Indien fürchtet einen Einflussgewinn Pakistans und Chinas sowie eine Machtübernahme der islamistischen Jamaat. Die Situation in Bangladesch hat auch Auswirkungen auf die Sicherheitslage in der Region und wird aufmerksam beobachtet.