Herr Dr. Fulda, Politikwissenschaftler und Experte für die Beziehungen zwischen der EU und China sowie außenpolitischer Berater der Inter-Parliamentary Alliance on China (IPAC), kommentierte die aktuelle wirtschaftliche und politische Lage in China nach der Zero-Covid-Politik. Er betonte, dass China in vielerlei Hinsicht unter den Zwangsmaßnahmen gelitten hat. Die Wirtschaft des Landes hat sich bis heute nicht von den Auswirkungen erholt, während viele junge Chinesen die Einschränkungen als erniedrigend empfunden haben, was zu öffentlichen Protesten führte. Auch im Ausland hat das Image Chinas gelitten, insbesondere aufgrund von Wirtschaftssanktionen gegenüber Ländern wie Australien.
Dr. Fulda diskutierte auch den Einfluss des demografischen Wandels, der aus der jahrzehntelangen Ein-Kind-Politik resultiert. Die Generation der Chinesen, die nach 1980 geboren wurden, hat von der Reform- und Öffnungspolitik profitiert, aber die autoritäre Wende unter Generalsekretär Xi Jinping bedroht nun diese Errungenschaften. Trotzdem spielt China immer noch eine zentrale Rolle in der globalen Wirtschaft, insbesondere im Bereich der Fotovoltaik und Elektroautos, wo chinesische Unternehmen eine globale Marktführerschaft anstreben.
Die Diskussion über Strafzölle auf chinesische Autos und die Auswirkungen auf den Westen war ebenfalls Thema des Gesprächs. Dr. Fulda befürwortete die vorläufigen Schutzzölle der Europäischen Kommission, hielt sie jedoch für zu niedrig. Er betonte, dass es wichtig sei, die europäische Industrie vor unfairem Wettbewerb zu schützen, um Nachahmungsfehler aus der Vergangenheit zu vermeiden. Außerdem diskutierten sie über das Thema Künstliche Intelligenz in China und die Rolle, die sie in der Modernisierung des produzierenden Gewerbes und der Überwachung der Bevölkerung spielt.
Die Diskussion über den Klimawandel und Chinas Rolle in Bezug auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen war ebenfalls Teil des Gesprächs. Obwohl Generalsekretär Xi Jinping angekündigt hat, dass China bis spätestens 2060 Klimaneutralität erreichen wird, gibt es Bedenken hinsichtlich des tatsächlichen CO2-Ausstoßes und der hohen Investitionen in Kohlekraft im In- und Ausland. Es wird betont, dass weitere Anstrengungen erforderlich sind, um die Energieeffizienz zu steigern und einen bedeutenden Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten.