Düsseldorf Die Aktie von BMW ist am Donnerstag durch einen Analystenkommentar unter Druck geraten. Henning Cosman von der britischen Bank Barclays stufte den Titel von „equal weight“ auf „underweight“ ab, was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt. Sein Kursziel senkte er zudem von 107,50 auf 92,50 Euro.
Die Aktie gab daraufhin um bis zu 2,3 Prozent auf 95,06 Euro nach. Damit hielt sie sich immerhin über dem jüngsten Zwischentief von 93,78 Euro.
Cosman schrieb in seiner am Donnerstag vorgelegten Studie von der „Angst vor Preisnormalisierung“. Die Signale für die operative Ergebnismarge im zweiten Halbjahr deuteten darauf hin, dass die Marge unter der des ersten Halbjahres liege. Dies stütze die These eines Höhepunkts bei Preisen und Profitabilität. Anders als der Marktkonsens rechnet Cosman auch für 2024 und 2025 nicht mit einem Anstieg der Margen.
Bedenklich stimmt den Barclays-Experten insbesondere die Entwicklung in China. Von allen Autoherstellern hänge BMWs Nettogewinn am stärksten von der Volksrepublik ab. Barclays Ökonomen sind aber aufgrund der demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung skeptischer geworden bezüglich der dortigen Konsumausgaben.
„Da BMWs Volumenambitionen in Richtung drei Millionen Einheiten gehen, glauben wir, dass BMW nicht in der Lage sein wird, seine Volumenambitionen ohne eine Normalisierung der Preise/Rabatte zu erreichen“, schreibt Cosman. Dies gelte vor allem auf dem extrem wettbewerbsintensiven chinesischen Markt und insbesondere dann, wenn die Wettbewerbsintensität auch das Premium-Segment erreiche.
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Auf diese Gefahr wies Ende August bereits die Schweizer Bank UBS hin. Demnach bewege sich BMW mit seine Kernmodellen in China einem hart umkämpften Segment. Sie setzten ihr Kursziel auf 97,17 Euro. Die Einschätzung der Aktie war „neutral“.
China ist zum entscheidenden Faktor geworden
Zur Abstufung von Barclays hinzu kommen Unsicherheiten bezüglich der geplanten Untersuchung der EU-Kommission zu Subventionen bei chinesischen Autoexporten. Dem Handelsministerium in Peking zufolge wird die Untersuchung des chinesischen E-Automarktes negative Auswirkungen auf den Handel und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und der Europäischen Union haben.
Daraus könnten sich Risiken für BMW ergeben: China ist zu einem dominierenden Faktor in der Bilanz geworden. Im vergangenen Jahr wurden allein die neue Siebener-Limousine zu rund 50 Prozent in China verkauft.
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Aktuell empfehlen laut dem Finanzdienst Refinitiv nur noch sieben von 26 Analysten die Aktie zum Kauf. 14 raten zum Halten und vier zum Verkaufen.
Im ersten Halbjahr gehörte die BMW-Aktie am deutschen Markt dagegen zu den größten Gewinnern des ersten Halbjahres. Auch aktuell liegt das Papier seit Jahresbeginn noch mehr als 20 Prozent im Plus – deutlich mehr als der deutsche Leitindex Dax.
Dennoch veröffentlichte der Hedgefonds Viking Global Investors Mitte Juli eine Short-Position auf die Aktie, die bei sinkenden Kursen im Wert steigt. Es war die erste Short-Wette bei BMW seit vier Jahren.
Mittlerweile hat Viking die Position unter die meldepflichtige Schwelle von 0,5 Prozent der frei handelbaren Aktien gesenkt. Ob der Hedgefonds immer noch gegen BMW wettet, ist deshalb nicht bekannt. Gelohnt hätte es sich: Die Aktie ist seit Mitte Juli um rund zehn Prozent gefallen.
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